Intelligente Lkw, intelligenter Verkehr

Autonome Lastwagen

Autonomes Fahren ist fest verankert in der Strategie der TRATON GROUP. Peter Hafmar, Vice President und Head of Autonomous Solutions bei Scania und verantwortlich für die Koordination der autonomen Lösungen bei TRATON, über aktuelle Herausforderungen und Fortschritte.

Autonom fahrende Lkw führen einen zentralen Wandel für die Transportbranche herbei, wenn es um kritische Herausforderungen wie Fahrermangel, Umweltbelastung und Verkehrssicherheit geht. TRATON nimmt dabei eine innovative Führungsrolle ein. Mit Engagement für Nachhaltigkeit weist das Unternehmen mit autonomen Lösungen den Weg hin zu einem intelligenteren, nachhaltigeren Verkehr.

Peter Hafmar

Peter Hafmar

„Transport ist ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens. Damit einher geht die enorme Verantwortung, Güter sicher und effizient zu den richtigen Personen oder Unternehmen zu bringen.“

Rolle: Vice President und Head of Autonomous Solutions bei Scania und verantwortlich für die Koordination der autonomen Lösungen bei TRATON

Verändernde Kunden­bedürfnisse

Die TRATON GROUP arbeitet mit ihren Marken an autonomen Lösungen, die den derzeitigen weltweiten Mangel von drei Millionen Fahrern mildern sollen. Denn autonom fahrende Lkw werden in Zukunft menschliche Fahrer ergänzen, so Hafmar. „Wir können Strecken fahren, die weniger lukrativ sind, oder Routen, die Fahrer normalerweise meiden würden, etwa weil sie für längere Zeit von zu Hause weg wären.“ Zudem fordern Kunden aus der Bergbauindustrie oft elektrische Fahrzeuge, die kleiner sind. Daher benötigt man mehr Fahrzeuge, um die gleiche Last zu transportieren, was auch einen höheren Bedarf an Fahrern zur Folge hat.

Darüber hinaus ermöglicht autonomes Fahren einen nachhaltigen Betrieb, senkt den Energieverbrauch und unterstützt die Elektrifizierung. Peter Hafmar erläutert:

„Autonomie ist zwar nicht der einzige Schlüssel zur Erreichung von Null-Emissionen, doch sie kann uns unterstützen, indem sie uns ermöglicht, auf effiziente und intelligente Weise zu agieren.“

Video

Menschliche Fehler minimieren

Die derzeit in verschiedenen Ländern geltenden Vorschriften zu Lkw-Betriebszeiten geben Fahrern eher Anreiz, schneller zu fahren, als auf Nachhaltigkeit zu achten. Selbstfahrende Lkw unterliegen diesen Beschränkungen nicht. Außerdem erhöhen autonome Lösungen die Sicherheit, indem sie menschliche Fehler, wie Müdigkeit oder Ablenkungen, minimieren. Hafmar sagt: „Der Computer macht nie eine Pause, die Sensoren sind immer in Betrieb, sie werden nicht abgelenkt und sie werden nicht müde.“ Das ist sowohl für sichere Bergbauprojekte als auch für öffentliche Straßen wichtig, da viele Unfälle auf menschliche Fehler zurückzuführen sind.

Vorteile für Kunden

TRATON hat frühzeitig erkannt, dass autonome Lösungen sowohl für das Unternehmen als auch für die Kunden von Vorteil sind. Daher war dies einer der ersten Bereiche, der auf Gruppenebene entwickelt wurde. Hafmar erläutert, dass die Gesamtbetriebskosten für die Kunden der TRATON GROUP positiv ausfallen, da die Auslastung ihrer Flotten gesteigert wird. Am Ende profitieren somit auch die Kunden vom autonomen Fahren. Die gesamte Entwicklung sowie die Geschäftsplanung finden zentral statt. Beabsichtigt ist künftig für alle Marken, dass jedes Fahrzeug von TRATON autonomes Fahren unterstützt.

Autonom fahrende Lkw in abge­grenzten Gebieten

Mit einer Flotte von elf Kippern lässt die TRATON-Marke Scania autonomes Fahren zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte zur wirtschaftlichen Realität werden. Die Lkw für Scanias Kunden Regroup kommen in einem Manganbergwerk in Westaustralien zum Einsatz, der Betriebsbeginn ist für Ende 2025 geplant.

Seit 2018 erprobt Scania bereits selbstfahrende Lkw für den Einsatz im Bergbau, in Westaustralien nutzt der Partner Rio Tinto autonome Lkw im Tagebau seit 2022. Darüber hinaus entwickeln Scania und das australische Metallbergbauunternehmen Fortescue gemeinsam eine Lösung für autonome Road Trains. Im Rahmen des Projekts Autonomous Innovation in Terminal Operations (ANITA) stellte 2023 ein selbstfahrender Lkw von MAN in abgegrenzten Arealen sein Können unter Beweis. MAN entwickelte und testete gemeinsam mit verschiedenen Partnern erfolgreich den Betrieb autonomer Lkw in einem Containerterminal.

Von Null bis Fünf

Die Stufen des autonomen Fahrens

Ein Fahrzeug der Stufe 0 kann mit sehr einfachen Assistenzfunktionen wie Warnhinweisen ausgestattet sein. Dies fällt jedoch nicht unter die Kategorie der Fahrautomatisierung; es wird weiterhin vollständig vom Menschen bedient.

Dies ist die niedrigste Stufe des automatisierten Fahrens. Das Fahrzeug verfügt über ein einziges automatisiertes Fahrerassistenzsystem zur Unterstützung des menschlichen Fahrers. Zu den Funktionen gehören ein adaptiver Tempomat oder ein Spurhalteassistent. Beide werden als Stufe 1 eingestuft, weil der Fahrer andere Aspekte des Fahrens wie Lenkung und Bremsen überwacht.

Auf Stufe 2 ist das Fahrzeug teilautomatisiert, da es mit fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen (ADAS) ausgestattet ist. Diese können unter bestimmten Bedingungen sowohl die Lenkung als auch die Beschleunigung/Verzögerung gleichzeitig steuern. Diese Automatisierungsstufe reicht jedoch nicht an das autonome Fahren heran, da eine Person auf dem Fahrersitz sitzen bleiben und bei Bedarf die Kontrolle übernehmen kann/muss.

Stufe 3 bedeutet einen höheren Grad an Selbststeuerung durch bedingte Automatisierung. Auf dieser Stufe kann das Fahrzeug fundierte Entscheidungen selbst treffen und die meisten Aufgaben unter bestimmten Bedingungen selbst übernehmen. Der Fahrer kann sich aus der aktiven Steuerung zurückziehen und dem Fahrzeug Aufgaben wie das Navigieren im Verkehr oder das Einparken überlassen. Er muss jedoch wachsam bleiben und bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen, wenn das System nicht in der Lage ist, die Aufgabe zu erfüllen.

Fahrzeuge der Stufe 4 sind in der Lage, in bestimmten Bereichen mit vordefinierten Bedingungen völlig autonom zu fahren. Dazu gehören städtische Umgebungen oder spezielle selbstfahrende Fahrspuren. Es kann also ohne menschliches Zutun operieren und Aufgaben ausführen, zum Beispiel selbständig einparken. Solange sich Gesetzgebung und Infrastruktur nicht weiterentwickeln, ist ihre Autonomie jedoch auf bestimmte Anwendungsfälle beschränkt. Das Fahrzeug muss in ungewohnten oder schwierigen Situationen immer noch vom Menschen gesteuert werden.

Stufe 5 ist die höchste Stufe und bedeutet vollständige Automatisierung unter allen Bedingungen. Es ist kein menschliches Eingreifen erforderlich. In einem Fahrzeug der Stufe 5 sind kein Lenkrad, keine Beschleunigungs- und Bremspedale und keine anderen Bedienelemente erforderlich, die typischerweise mit dem menschlichen Fahren verbunden sind. Das Fahrzeug ist so konzipiert, dass es alle Fahraufgaben übernimmt, die Insassen sind im Wesentlichen Passagiere.

Fortschritt bei der Hub-to-Hub-Automatisierung

TRATON konzentriert sich auch auf den kommerziellen Einsatz selbstfahrender Lkw auf öffentlichen Straßen im Hub-to-Hub-Verkehr, das heißt beim Transport zwischen zwei Logistikzentren oder Hubs auf festgelegten Routen. Im Jahr 2024 haben MAN und zwölf Partner mit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts ATLAS-L4 wichtige Fortschritte bei der Entwicklung selbstfahrender Lkw auf deutschen Autobahnen erzielt. Auch Scania testet seit 2021 autonome Transportlösungen auf schwedischen Straßen.

Um die Entwicklung von Lösungen für das autonome Fahren der Stufe 4 zu intensivieren, sind die TRATON-Marken Scania, MAN und International im Jahr 2024 eine Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Unternehmen Plus eingegangen, einem globalen Anbieter von Softwarelösungen für autonomes Fahren. International hat im selben Jahr mit der Erprobung der Software auf stark befahrenen Frachtkorridoren in Texas begonnen.

Alle autonomen Fahrzeuge der TRATON GROUP, die derzeit im Hub-to-Hub-Verkehr getestet werden, haben einen Sicherheitsfahrer an Bord. Ein Betrieb dieser Lkw ohne Sicherheitsfahrer wird in den USA innerhalb der nächsten Jahre erwartet, Europa dürfte unmittelbar danach folgen.

Sensoren sind für autonome Fahrzeuge
von entscheidender Bedeutung.

Mehr beim Klick auf die Kreise.

Den Weg ebnen für intelli­genten Verkehr

„Die Software für autonomes Fahren gehört zu den anspruchsvollsten, die es gibt, und wir arbeiten an der Spitze der Softwareentwicklung“, ist Hafmer überzeugt. „Die TRATON GROUP ist damit auf dem Weg zu einem fortschrittlichen Softwareunternehmen, und das Know-how unserer Mitarbeiter trägt zur Zukunft der Transportbranche bei.“