Alles hängt am Laden

Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse

Andocken, aufladen, aufbrechen: Für elektrische Lkw, die viel und lang unterwegs sind, ist einfaches Stromtanken ein Muss. Doch Laden ist nicht gleich Laden. Um unterschiedliche Bedarfe zu decken und die Ladeinfrastruktur voranzutreiben, entwickelt die TRATON GROUP gemeinsam mit ihren Marken und Partnern innovative und passgenaue Lösungen.

„Die Ladeinfrastruktur ist spielentscheidend für den Erfolg von E-Lkw“, sagt Andreas Kammel, Vice President Alternative Drivetrains in der TRATON GROUP. Bis 2030 sollen die CO₂-Emissionen schwerer Lkw und Reisebusse gemäß EU-Vorgaben um 43 % sinken. Im gleichen Zeitraum will die TRATON GROUP die Hälfte ihrer Neufahrzeuge mit elektrischem Antrieb verkaufen. Für beide Ziele braucht es eine flächendeckende, leistungsstarke Ladeinfrastruktur, an der es derzeit noch mangelt. Um die Transformation voranzutreiben und Kunden beim Umstieg auf E-Mobilität zu unterstützen, entwickelt die TRATON GROUP Lösungen, die die unterschiedlichen Ladebedarfe von E-Lkw decken.

Andreas Kammel

Andreas Kammel

„Die Ladeinfrastruktur ist spielentscheidend für den Erfolg von E-Lkw.“

Vice President Alternative Drivetrains in der TRATON GROUP

Ladeoptionen für E-Lkw

Langstrecke oder regionaler Verkehr, Größe der Batterie oder unterschiedliche technische Spezifikationen für den Ladevorgang: Schwere Nutzfahrzeuge bringen unterschiedliche Anforderungen an das Ladenetz, deshalb braucht es vielfältige Lösungen. Grundsätzlich wird zwischen öffentlichem und privatem Laden unterschieden.

Öffentliches Laden

Öffentliches Laden meint das Laden an strategisch gelegenen Stationen, zum Beispiel entlang der Autobahnen.

Beim privaten Laden hingegen findet der Ladevorgang zumeist in Depots statt. Ein weiterer Unterschied liegt in der Ladegeschwindigkeit. „Das Laden entlang der Autobahnen ist eher assoziiert mit Schnelladen“, erklärt Kammel. Ziel der nächsten Jahre ist es, das Megawatt Charging System (MCS) als Standard zu etablieren. Der Standard ermöglicht bis zu 3,75 Megawatt, aber bereits mit etwa 800 Kilowatt bis 1,2 Megawatt lässt sich der hohe Energiebedarf von E-Lkw schnell decken. Fahrer im Fernverkehr können so die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen nutzen, um nicht nur ihre eigenen Batterien, sondern auch die des Fahrzeugs aufzuladen. Längere Standzeiten, etwa über Nacht, lassen sich bereits mit geringeren Leistungen um die 100 Kilowatt abdecken, für die das etwas langsamere Combined Charging System (CCS) ausreicht.

Nachholbedarf beim Depotladen

Das Langsamladen in Depots ist aber laut Kammel „die Standardanwendung“ für private Ladevorgänge, und in vielen Applikationen unverzichtbar.

Dabei werden Fahrzeuge in einer zentralen Anlage, etwa auf einem Betriebsgelände oder in einem Distributionszentrum, geladen – oft über Nacht oder während der Nebenzeiten, also zu vom Stromanbieter festgelegten Zeiten, in denen er weniger für Strom berechnet. Ein weiteres Szenario ist das private Schnellladen am Zielort, genannt Destination Charging. „Während des Umladens“, erklärt Kammel, „steht das Fahrzeug oft ein bis zwei Stunden am Zielort und kann in dieser Zeit vollladen, bevor es weiterfährt.“

„Bei öffentlichen Ladepunkten sehen wir eine erfreuliche Dynamik, mit tausenden angekündigten Schnellladern. Das ist noch nicht genug, geht aber in die richtige Richtung, wenn das wirklich alles umgesetzt werden kann“, meint Kammel. „Bei privaten Depots gibt es teilweise noch mehr Nachholbedarf.“ Daher unterstützt die TRATON GROUP nicht nur den Ausbau des öffentlichen Ladenetzes, sondern auch private Lademöglichkeiten.

Gemeinsam Lösungen finden

Scania
MAN
International
VW

Um den unterschiedlichen Bedarfen gerecht zu werden, entwickelt die TRATON GROUP zusammen mit ihren Marken Scania, MAN, International und Volkswagen Truck & Bus innovative Services und geht ausgewählte Partnerschaften ein.

Die Partnerschaften kommen sowohl der Gruppe als auch den Kunden zugute. „Unsere Kunden profitieren von kostengünstigen Angeboten und können frühzeitig Lehren für ihren Einsatz von E-Fahrzeugen ziehen“, ist Kammel überzeugt.

„Im Umkehrschluss lernt auch TRATON dabei und gewinnt aus jeder Partnerschaft neue Erkenntnisse, die dann für das nächste Projekt hilfreich sind.“

Die TRATON GROUP und ihre Marken Scania, MAN, International und Volkswagen Truck & Bus treiben gemeinsam mit Partnern den Ausbau der Ladeinfrastruktur für unterschiedliche Bedarfe voran. Hier eine Auswahl aktueller Initiativen.

Scania

Scania/Erinion

Im Jahr 2024 gründete Scania das Tochterunternehmen Erinion als Spezialisten für private und halböffentliche Ladelösungen, also zum Beispiel auf Firmengeländen oder -parkplätzen. Das Unternehmen unterstützt kleinere und mittelgroße Kunden in Europa und künftig auch weltweit beim Aufbau eigener Depotlösungen. Ziel ist es, in Europa bis 2030 40.000 Ladepunkte bei Kunden zu installieren, um den Umstieg auf emissionsfreie Flotten zu fördern. Das Depot Charging und das Destination Charging ermöglichen es den Kunden, Ladepläne vorhersehbar zu gestalten, längere Betriebszeiten zu gewährleisten und für stabile Energiekosten zu sorgen.

MAN/E.ON

MAN/E.ON

Gemeinsam mit E.ON baut MAN ein öffentliches Ladenetz mit insgesamt 170 Standorten und rund 400 Ladepunkten für E-Lkw in Europa auf. Die Kooperation nutzt bestehende Flächen und errichtet eine Ladeinfrastruktur entlang der MAN Service Center. Hier können sowohl MAN Nutzfahrzeuge als auch Fahrzeuge anderer Hersteller kostengünstig aufgeladen werden. Die Stationen sind in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Dänemark, Italien, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn geplant.

International/Quanta

International/Quanta

Seit 2023 gibt es eine Partnerschaft zwischen International und Quanta Services, einem führenden Anbieter von Stromnetzinfrastrukturlösungen in Nordamerika. Gemeinsam bieten die beiden Unternehmen maßgeschneiderte Fahrzeug- und Ladeinfrastrukturlösungen für Kunden an, auch für die Marke IC Bus. Der Fokus liegt auf der Analyse, Planung und Ausführung der Elektrifizierung. Zusätzlich unterstützt IC Bus Händler bei der Beratung zu Finanzierungsmöglichkeiten im Rahmen des Clean School Bus Program der US-Umweltschutzbehörde.

Volkswagen Truck & Bus/Siemens

Volkswagen Truck & Bus/Siemens

Volkswagen Truck & Bus (VWTB) arbeitet mit Siemens zusammen, um Kunden maßgeschneiderte Ladeinfrastruktur und -ausrüstung für Nutzfahrzeuge bereitzustellen. Das e-Consortium bringt Partnerunternehmen zusammen, um Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich voranzutreiben. VWTB berät Kunden umfassend zu Ladegeräten und erneuerbaren Energien. In Zusammenarbeit mit zertifizierten Partnern bietet das Unternehmen spezielle Ladegeräte für die e-Delivery-Modelle an, die zusammen mit erweiterten Batteriegarantien für zuverlässige Lademöglichkeiten sorgen.

TRATON/Milence

TRATON/Milence

Milence ist ein Joint Venture der TRATON GROUP mit Daimler Truck und der Volvo Group. Das 2022 gegründete Unternehmen gilt als wegweisend für das Schnellladen auf der Langstrecke. Ziel ist es, bis 2027 insgesamt 1.700 öffentliche Hochleistungs-Ladepunkte für den Fernverkehr in Europa zu errichten, viele davon gemäß dem neuen MCS-Standard. Das erste Ladezentrum wurde im Dezember 2023 in Venlo, Niederlande, eröffnet. Ende 2024 sind insgesamt zehn Ladeparks in den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Schweden und Deutschland in Betrieb. Der Ladepark in Belgien am Hafen von Antwerpen-Brügge ist mit 20 Schnellladestationen einer der größten öffentlichen Ladeparks Europas.

TRATON Charging Solutions

TRATON Charging Solutions

TRATON Charging Solutions ist eine Dienstleistungsgesellschaft der TRATON GROUP. Ihr Ziel ist es, den elektrischen Nutzfahrzeugverkehr zu vereinfachen und Kunden die besten Lademöglichkeiten zu bieten. Sie informiert über verfügbare Ladeoptionen und verhandelt attraktive Tarife. Durch Partnerschaften mit Ladesäulenbetreibern bietet der markenübergreifende Service den Zugang zu einem Netz aus 400 öffentlichen Ladestandorten mit mehr als 700 Ladepunkten in 20 europäischen Ländern. Bis Ende 2025 soll die gesamte EU abgedeckt werden, dabei sind zahlreiche neue Partnerschaften geplant. Mit 2.500 Ladevorgängen in den letzten 12 Monaten ist das Ladenetz schon heute das größte für Nutzfahrzeuge in Europa.