Stark allein, stärker zusammen

Stark allein,
stärker zusammen

Zwei neu geschaffene Organisations­einheiten arbeiten in der TRATON GROUP daran, die marken­übergreifende Zusammen­arbeit auf ein neues Level zu heben. Ihre Auf­gabe ist es, durch Synergien sowohl Effizienz als auch Innovations­kraft zu steigern. Gleich­zeitig behalten die etablierten Marken der Gruppe ihre indi­viduelle Schlag­kraft. Die Balance aus Gruppen­gefühl und Eigen­ständig­keit gelingt durch smarte Kooperation und gegen­seitiges Ver­trauen.

Nehmen wir das moderne Lenk­system eines Nutz­fahrzeugs. Wer Stamm­kunde bei einer der vier Hersteller­marken der TRATON GROUP ist, baut darauf, das Steuer­rad eines neuen Modells intuitiv bedienen zu können. Weil er gelernt hat, wo sich bei den Fahr­zeugen von Scania, MAN, Navistar oder Volkswagen Truck & Bus welche Funktionen befinden. Zugleich bringt der Kunde den An­spruch mit, im neuen Fahr­zeug die hoch­wertigste und inno­vativste Lenk­technik vor­zufinden, inklusive aller Vor­züge des auto­matisierten Fahrens. Die große Heraus­forderung für die Her­steller liegt nun darin, beides zu bieten: das gewohnte Marken­erlebnis, kombiniert mit best­möglicher Technik.

Dies geschieht in einem Markt mit enormer Veränderungs­dynamik: Hatte es die Branche früher mit recht homogenen Kunden­gruppen zu tun und ging es technisch in erster Linie darum, den Verbrennungs­motor immer weiter zu opti­mieren, ändert sich das Um­feld aktuell radikal. Elektrische Antriebe und auto­nome Systeme gewinnen an Bedeutung, mit ihnen kommen neue Mit­bewerber hinzu und es ergeben sich eine Reihe ungelöster Fragen.

Seit Mai

2022

leiten Catharina Modahl Nilsson und Anders Williamsson zwei neu geschaffene Organistations­einheiten.

Kooperation stärken

„Eine Marke allein schafft es heute nicht mehr, all diese Heraus­forderungen zu meistern“, sagt Anders Williamsson, Head of TRATON Group Industrial Operations. „Weshalb wir innerhalb der Gruppe die marken­übergreifende Kooperation stärken müssen“, ergänzt Catharina Modahl Nilsson, Head of TRATON Group Product Manage­ment. Seit Mai 2022 leiten die beiden Manager zwei neu geschaffene Organisations­einheiten, die diese Kooperationen innerhalb der TRATON GROUP intensivieren und orchestrieren. Das Ziel ist es, die Balance zu finden: Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus bauen weiter auf ihre Stärken und Markt­positionen, kooperieren aber gleich­zeitig in nahezu allen Bereichen, sodass dort Synergien entstehen, wo zuvor Arbeit doppelt geleistet oder Wissen nicht geteilt worden ist. Durch diese Trans­formation löst TRATON eine zentrale strategische Frage, nämlich wie es gelingen kann, die Effizienz zu steigern, ohne dabei die individuellen Identitäten der Marken aufzugeben. Die Antwort lautet: durch smarte Kooperation innerhalb der gesamten Gruppe.

Die von Catharina Modahl Nilsson geführte Organisations­einheit Group Product Management deckt in erster Linie strategische Themen ab, der von Anders Williamsson geleitete Bereich Group Industrial Operations fokussiert sich auf die opera­tive Ko­operation in den Werken. Was das konkret bedeutet, lässt sich am Beispiel der Elektro­mobilität ver­deutlichen. Group Product Management versteht sich als Schmelz­punkt für die Bedürf­nisse und An­liegen verschiedener Akteure inner­halb und außer­halb der Gruppe. Ihr strate­gischer Auf­trag ist es, zu analy­sieren, wie die An­sprüche der Kunden mit den tech­nischen Lösungen der TRATON GROUP in Ein­klang zu bringen sind.

Catharina Modahl Nilsson

„Die smarteste Reaktion auf den Wandel ist es, das wertvolle Erbe unserer Marken zu bewahren und in eine gemeinsame Zukunft zu investieren.“

Catharina Modahl Nilsson, Head of TRATON Group Product Management
Vertrauen und Wertschätzung

„Angenommen“, sagt Modahl Nilsson, „die Markt­forschung zeigt, dass es Bedarf für fünf verschiedene elektrische Motor­typen gibt. Unsere interne Analyse aber zeigt, dass sich diese Varianz nicht ausreichend effizient herstellen lässt. Also fragen wir uns marken­übergreifend: Wie müssten weniger Motor­typen beschaffen sein, damit diese dennoch alle An­sprüche der Kunden erfüllen? Haben wir dafür mit unseren Ingenieuren eine Lösung erarbeitet, geben wir diese ins Marketing zurück, verbunden mit der Frage, wie die Kunden darauf reagieren werden.“ Auf diese Weise entstehe unter der Orchestrierung des Group Product Manage­ments eine marken­übergreifende strategische Roadmap – „natürlich immer im vorgegebenen Rahmen der Finanzier­barkeit“, so Modahl Nilsson.

Als Head of TRATON Group Industrial Operations sorgt Williamsson mit seiner Organisations­einheit dafür, dass diese strategische Dimension der Trans­formation in Einklang mit den operativen Prozessen steht. Ein Schlüssel dafür sei die intensive Kommunikation mit den Ingenieuren, die in der Forschung und Entwicklung an Lösungen arbeiten, aber auch mit den vielen Menschen, die in den Werken ihrer täglichen Arbeit nachgehen. „Jeder gelungene Wandel ist mit positiven Emotionen ver­bunden“, sagt Williamsson. Zentral sei dabei auch der Glaube an die gemein­same Sache – „denn Vertrauen entsteht, wenn man sich mit gegenseitiger Wertschätzung begegnet.“ Früher habe sich in einigen Bereichen der Zusammen­arbeit zwischen den Marken ein Mangel an Ver­trauen feststellen lassen. „Diesen zu beheben, ist ein zentrales Ziel“, ergänzt Williamsson, „wobei wir in den vergangenen Monaten viel erreicht haben.“ Ein neuer Spirit sei erkennbar: „Wir erleben eine Gemein­schaft, die zusammen­hält, ohne dass Eigen­ständigkeiten verloren gehen.“

Anders Williamsson

„Früher ging es um den Erfolg einer Marke. Nun geht es darum, die gesamte TRATON GROUP nach vorne zu bringen.“

Anders Williamsson, Head of TRATON Group Industrial Operations
Neue Perspektiven

Um diesen Geist weiter zu stärken, nutzt man intern bei der TRATON GROUP für die Werke nicht mehr die Namen der Marken, die hier Nutz­fahrzeuge herstellen, sondern den Namen des Stand­orts. „Das mag banal klingen“, sagt Williamsson, „aber es ist für einen lang­jährigen Mitarbeiter ein großer mentaler Schritt, zu sagen: ‚Ich arbeite am TRATON-Standort München oder Södertälje‘ – und nicht bei Scania oder MAN.“ Jeder stehe vor der Aufgabe, gedanklich die Komfort­zone zu verlassen. Statt sich aus­schließlich über die Marke zu identifizieren, sollen sich die Mit­arbeiter als Teil eines globalen Teams sehen. Wie schnell dieser Wandel gelingt, überrascht Williamsson positiv: „Ich war mir sicher, dass es uns gelingen würde. Aber eher als Projekt über zwei Jahre – nicht innerhalb weniger Monate.“ Was nicht bedeute, dass die Trans­formation bereits abgeschlossen sei, „aber einige große Hürden haben wir im Jahr 2022 erfolg­reich überwunden.“

Strategischer Schlüssel für das hohe Transformations­tempo war eine weitere Ent­scheidung von TRATON gleich zu Beginn des Prozesses: „Wir werden ein für alle Standorte gültiges modulares System einführen“, sagt Catharina Modahl Nilsson. Das TRATON Modular System stellt standardisierte Schnittstellen zur Verfügung, über die bestimmte Komponenten marken­übergreifend genutzt werden können, von Chassis-Teilen über Elektro- und Software-Architekturen bis hin zu Antrieben. „Das TRATON Modular System gibt den Rahmen vor, den die Marken dann eigenständig ausfüllen, sodass die Kunden weiterhin die Stärken der jeweiligen Marken erleben“, so Modahl Nilsson. Das modulare System mit der Wieder­erkennbarkeit der Marken zu kombinieren, sei für Ingenieure durchaus eine Heraus­forderung, hat Williamsson erlebt. „Wir erkennen jedoch, dass sich unsere Mitarbeiter auf diese Heraus­forderung freuen. Früher ging es um den Erfolg einer Marke. Nun geht es darum, die gesamte Gruppe nach vorne zu bringen. Das gibt der indivi­duellen Arbeit neue Perspektiven, was viele Mit­arbeiter motiviert.“

Komplexität nimmt weiter zu

Gefragt seien für den Entwicklungsprozess nicht nur die Ingenieure, sondern auch die Führungs­kräfte, wie Williamsson betont: „Das Tempo der Trans­formation hängt davon ab, ob es uns gelingt, auch die Leitungs­funktionen der Marken zu überzeugen. Sind wir hier nicht erfolg­reich, wird der Wandel gebremst. Und das wollen und können wir uns nicht leisten.“

Eines ist sicher: Der Markt für Nutzfahrzeuge wird sich weiter wandeln. Die Komplexität wird zunehmen, Zahl und Wirkungskraft der globalen Unsicherheiten sehr wahrscheinlich auch. „Die denkbar beste Reaktion darauf ist es, das wertvolle Erbe unserer Marken zu bewahren und in eine gemeinsame Zukunft der Gruppe zu investieren“, ist Modahl Nilsson überzeugt.

„Dabei müssen wir sowohl langfristig strategisch denken als auch immer wieder agil auf neue Ent­wicklungen reagieren.“ Auch dies ist ein Spagat, der eine Marke allein überfordern würde. Weshalb die Managerin das Credo der Kooperation als Appell formuliert: „Lasst uns gemeinsam an Stärke gewinnen!“