Transformation in Aktion

Der Wandel im Transportsektor hat längst begonnen. Wir stellen Experten bei Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus vor, die die Transformation der Branche mitgestalten, und werfen Blicke auf aktuelle Entwicklungen in der Gruppe.

Scania Eine gemeinsame Plattform für die Zukunft

Scania

Scania bietet batterieelektrische Lkw mit einem Gesamtgewicht von bis zu 64 Tonnen an.

Scania bietet bereits seit 2017 sowohl vollelektrische als auch hybride Fahrzeuge an. 2023 waren etwa 2.000 solcher Fahrzeuge im Einsatz. Ein Meilenstein war 2020 die Einführung eines 29-Tonners mit neun Batterien. Jetzt ist ein Lkw mit bis zu 64 Tonnen und sechs Batterien marktreif. „Ich finde das bemerkenswert“, sagt Bo Andrén. „Vor vier Jahren hatten wir neun Batterien, die leisteten 330 Kilowattstunden. Heute haben wir nur noch sechs Batterien, die leisten aber 624 Kilowattstunden“, erklärt der Engineering Director Battery Development bei Scania. „Daran sehen wir, welche Fortschritte wir in relativ kurzer Zeit machen, zum einen beim Packen der Zellen, zum anderen bei der Effizienz der Zellen selbst.“

„Vor vier Jahren hatten wir neun Batterien, die leisteten 330 Kilowattstunden. Heute haben wir nur noch sechs Batterien, die leisten aber 624 Kilowattstunden.“

Bo Andrén,Engineering Director Battery Development bei Scania

Gemeinsame Batterieplattform

Anfangs hat Scania komplette Batterien von Zulieferern gekauft. Mittlerweile stammen nur noch die Zellen vom Kooperationspartner Northvolt. „Alles weitere machen wir selbst“, so Andrén. Von den Modulen über die Elektronik bis hin zur Software entsteht die fertige Batterie bei Scania. So hat der Hersteller volle Kontrolle über diese Schlüsselkomponente. In Zukunft werden alle Marken der Gruppe dieser Strategie folgen und mit dem TRATON Modular System markenübergreifend gemeinsam Batterien entwickeln und fertigen. Den Grundstein dafür haben Scania und MAN bereits gelegt. „Die neuen E-Lkw der beiden Marken sind mit derselben Art Batterie ausgestattet, auch wenn es nicht die gleichen sind“, erklärt Andrén. „Wir haben bei Scania und MAN über die letzten Jahre zwei ähnliche Systeme entwickelt. Es gibt gemeinsame Komponenten, die zu 100 % identisch sind, zum Beispiel die Software oder das Batteriemanagement.“ Der nächste Schritt sei eine Global Battery Platform, die alle Marken der Gruppe nutzen können.

Alternative Kraftstoffe

Neben batterieelektrischen Antrieben als wichtigstem Mittel zur Transformation des Transportsektors hin zur Emissionsfreiheit setzt Scania auf nachhaltige Biokraftstoffe. Diese können fast sofort den CO2-Abdruck von im Einsatz befindlichen Flotten senken. Scania entwickelt und vertreibt seit mehr als 25 Jahren Motoren, die mit Alternativen zu fossilen Kraftstoffen betrieben werden können und bietet heute das größte Sortiment solcher Motoren im Markt an. Alle Motoren von Scania nach Euro 5 und Euro 6 können mit HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) betrieben werden. Dabei handelt es sich um umgewandelte Pflanzenöle, die sich wie Dieselkraftstoff verwenden lassen. Außerdem eignen sich fast alle Fahrzeuge für den FAME (Fatty Acid Methyl Ester), einen Biodieselkraftstoff, der aus Fetten und Methanol gewonnen wird. Solche Motoren sind vor allem für Anwendungen und Märkte interessant, in denen die Elektrifizierung langsamer voranschreitet.

MAN Batterien als Schlüsselkomponente

MAN

MAN Truck & Bus hat den Verkauf des ersten schweren Elektro-Lkw seiner Unternehmensgeschichte gestartet.

Mit dem eTruck liefert MAN 2024 den ersten batteriebetriebenen schweren Lkw der Unternehmensgeschichte an Kunden aus. Seit dem Verkaufsstart im Oktober 2023 gibt es bereits 700 Bestellungen und Bestellanfragen. Die erste Kleinserie von 200 Einheiten lieferte das Unternehmen zunächst zur Erprobung an ausgewählte Kunden. Ab 2025 läuft die Fertigung im Münchner MAN-Werk in größeren Stückzahlen an. „Wir hatten in der Vergangenheit bereits Kleinserien im Verteilerverkehr, aber das ist der erste E-Lkw von MAN, der in Serie geht“, sagt Ulrich Zimmer. Er ist bei MAN für Forschung und Entwicklung im Bereich Batterie und Laden zuständig und hat als Head of Group R&D Battery and Charging diese Funktion seit Ende 2023 auch für die TRATON GROUP inne. Dabei ist es seine Aufgabe, Gruppenlösungen zu entwickeln und zur Serienreife zu bringen, die dann von den Marken genutzt werden können.

„Die wesentliche Innovationsdynamik steckt in den Batterien. Das Thema haben wir uns dann sukzessive zu eigen gemacht und dabei viel gelernt.“

Ulrich Zimmer,Senior Vice President Production Powertrain bei MAN,
Head of Group R&D Battery and Charging bei TRATON

Neue Batterieproduktion

Während der eTruck noch auf den Hochlauf seiner Produktion wartet, können die E-Busse von MAN bereits Jubiläum feiern: Im September 2023, drei Jahre nach Beginn der Serienproduktion, lief im polnischen Werk in Starachowice der tausendste MAN Lion’s City E vom Band. Der Jubiläumsbus kommt im Großraum Madrid zum Einsatz.

Bis 2025 wird die Hälfte aller neuen Stadtbusse von MAN elektrisch unterwegs sein, nur fünf Jahre später sollen es schon bis zu 90 % sein.

Auch die Elektrifizierung der Überland- und Reisebusse nimmt das Unternehmen in den Blick. Bei allen künftigen Entwicklungen liegt ein starker Fokus auf den Batterien. „Darin steckt die wesentliche Innovationsdynamik“, ist sich Zimmer sicher. „Uns war schnell klar, dass wir Batterien selbst entwickeln und produzieren müssen. Das Thema haben wir uns dann sukzessive zu eigen gemacht und dabei viel gelernt.“ Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung war der Spatenstich für die neue Batterieproduktion am MAN-Standort Nürnberg. Ab 2025 werden dort für den eTruck, aber auch für Stadt- und künftig auch für Reisebusse bis zu 100.000 Hochvolt-Batterien pro Jahr in Großserie gefertigt.

MAN baut sein Elektrobus-Portfolio mit dem wendigen Lion’s City 10 E weiter aus.

Autonome Lkw

Ende des Jahres

2024

wird MAN ein autonomes Prototypenfahrzeug im Straßeverkehr erproben.

Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema für die Transportbranche ist das autonome Fahren. Mit zwei Forschungs- und Entwicklungsprojekten konnte MAN 2023 den renommierten Truck Innovation Award gewinnen. Mit dem Projekt Anita zeigte MAN gemeinsam mit Partnern, dass autonome Lkw beim Umschlagen von Gütern von der Straße auf die Schiene produktiver sein können, um bis zu 40 %. Und das Projekt ATLAS-L4 führte vor, dass fahrerloses Fahren zwischen Logistikhubs Ermüdungsunfälle reduziert und Transportprozesse optimiert. Ende 2024 wird MAN ein autonomes Prototypenfahrzeug im Straßeneinsatz erproben.

Navistar Kunden zukunftssicher beraten

Navistar

Auch von der neuen Generation der CE-Serie von IC Bus gibt es eine elektrische Version.

Jason Kazmar ist seit September 2023 bei Navistar. Als Director of Mobility Solutions ist es seine Aufgabe, das Unternehmen bei der Transformation hin zu batterieelektrischen Antrieben zu unterstützen. „Ich bin verantwortlich für die Strategie zur Ladeinfrastruktur“, sagt er. „Kunden erwarten effiziente Lösungen. Da sich Ladetechnologien und Geschäftsmodelle stetig weiterentwickeln, müssen wir immer einen Schritt voraus sein, damit unsere Kunden von diesen Fortschritten profitieren können.“ Beim Entwickeln solcher Lösungen setzt Navistar auf führende Partner aus den Bereichen Infrastruktur und Zulieferer für Elektrofahrzeuge.

Seit 2023 kooperiert das Unternehmen eng mit Quanta Services, einem führenden Anbieter für Energieinfrastruktur in den USA und in Kanada. „Mit der On-Command-Connect-Plattform von Navistar identifizieren wir die besten Anwendungsfälle sowie Kunden für einen Wechsel zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen. Das passiert auf der Grundlage von Betriebsanforderungen wie Routen, Entfernungen und Verweilzeiten“, erklärt Kazmar. „So können wir Anwendungsfälle für Fahrzeuge in der Praxis entwickeln.“ Diese Fälle können unterschiedlich komplex sein, vom Return-to-Base-Betrieb, bei dem das Fahrzeug nur eine Strecke pro Tag zurücklegt und über Nacht am selben Ort aufgeladen werden kann, bis hin zu einem Betrieb, bei dem die täglichen Start- und Endpunkte des Fahrzeugs unterschiedlich sind und mehrere Ladestationen erfordern. „Der Betrieb einer Elektroflotte ist wie ein Konzert, bei dem ein Dirigent für ein harmonisches Zusammenspiel zwischen den Fahrzeugen und dem Aufladen sorgt“, sagt Kazmar.

„Wir glauben, dass batteriebetriebene Elektrofahrzeuge in Zukunft viele überzeugende Anwendungsmöglichkeiten bieten werden. Das Aufklären und Einbeziehen der Kunden ist in dieser frühen Phase von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass sie wettbewerbsfähig bleiben und in der Lage sind, von Innovationen und neuen Technologien zu profitieren.“

Jason Kazmar,Director of Mobility Solutions bei Navistar

Batterieelektrisches Angebot

Navistar brachte 2021 zwei Elektromodelle auf den Markt: den mittelschweren E-Lkw der International eMV-Serie und den elektrischen Schulbus der eCE-Serie. Der eMV ist in verschiedenen Aufbautypen für unterschiedliche Einsatzzwecke erhältlich, darunter ein Kühlfahrzeug, bei dem die Kühlenergie ausschließlich aus der Antriebsbatterie des Lkw stammt. Der eCE-Schulbus ist eine elektrische Variante der marktführenden IC Bus-Plattform. 2023 hat Navistar die nächste Generation seiner IC Bus-Plattform vorgestellt, die auch als batterieelektrische Variante erhältlich sein wird. „In vielen Fällen eignet sich der Schulbusbetrieb gut für die Elektrifizierung“, erklärt Kazmar. „Busse fahren die gleichen Routen und können über Nacht am selben Ort aufgeladen werden.“

Schulbusse eignen sich besonders für eine Elektrifizierung.

Frühzeitig tätig werden

In vielen Fällen gaben Kunden an, dass die elektrische Infrastruktur ausgebaut werden muss, um E-Lkw zu unterstützen. Dieser Ausbau kann lange Vorlaufzeiten erfordern. Kazmar ist der Meinung, dass es wichtig ist, mit den Kunden von Navistar schon heute über zukünftige Elektrofahrzeuge und die für das Aufladen erforderliche Infrastruktur zu sprechen. „Der Wandel hat bereits begonnen und wir glauben, dass batteriebetriebene Elektrofahrzeuge in Zukunft viele überzeugende Anwendungsmöglichkeiten bieten werden“, erklärt er. „Das Aufklären und Einbeziehen der Kunden ist in dieser frühen Phase von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass sie wettbewerbsfähig bleiben und in der Lage sind, von Innovationen und neuen Technologien zu profitieren.“

Volkswagen Truck & Bus Mit partnerschaftlicher Unterstützung zum Erfolg

Volkswagen Truck & Bus

Auch der erste elektrische Lkw Argentiniens ist ein e-Delivery.

Der e-Delivery von Volkswagen Truck & Bus (VWTB) ist der erste elektrisch betriebene Verteiler-Lkw Südamerikas. Das Unternehmen hat mit ausgewählten Partnern und Zulieferern aus der Entwicklung, Produktion und dem Kundenservice eng zusammengearbeitet, um Projektinvestitionen zu senken, eine wettbewerbsfähige Technologie zu entwickeln und die Zeit bis zur Markteinführung des e-Delivery zu verkürzen. „Dank einer kollaborativen Arbeitsweise, der partnerschaftlichen Unterstützung und dem Anspruch, Kundennutzen zu schaffen, konnten wir ein Portfolio entwickeln, das uns seit 20 Jahren zum Marktführer macht“, erklärt Rodrigo Chaves, Chief Technology Officer von VWTB.

Chaves ergänzt, dass E-Fahrzeuge in Südamerika mit anderen Herausforderungen konfrontiert werden als in den übrigen Märkten der TRATON GROUP, zum Beispiel Höhe und die Gefahr einer Überladung. „Wir haben 2023 das Angebot für den e-Delivery auf weitere Schlüsselmärkte in Lateinamerika ausgeweitet. Unsere Produktlinie ist dazu in der Lage, auch in Höhen bis zu 3.800 Metern zuverlässig zu funktionieren. So haben jetzt auch Kunden in den Andenländern eine Option für emissionsfreien Lieferverkehr“, erklärt er.

„Dank einer kollaborativen Arbeitsweise, der partnerschaftlichen Unterstützung und dem Anspruch, Kundennutzen zu schaffen, konnten wir ein Portfolio entwickeln, das uns seit 20 Jahren zum Marktführer macht.“

Rodrigo Chaves,Chief Technology Officer bei Volkswagen Truck & Bus

Emissionsfrei ausliefern

Seit 2023 bietet VWTB den e-Delivery auch in Uruguay, Argentinien, Mexiko, Paraguay, Chile und Guatemala an. Dort wurde er letztes Jahr an den argentinischen Getränkehersteller Quilmes ausgeliefert, der bis 2040 CO2-neutral werden will und dafür seine Lieferflotte umstellen muss. Der e-Delivery wird seit 2021 für verschiedene Anwendungen eingesetzt. Er bietet die Möglichkeit, mehr als 20 verschiedene Frachtaufbauten zu installieren. Das zeigt, wie flexibel der e-Delivery Kunden dabei helfen kann, ihre Ziele zur CO2-Reduktion in allen Einsatzbereichen zu erreichen. „Wir können unseren Kunden nicht nur die maßangefertigten Fahrzeuge zum Ausliefern anbieten, sondern auch umfangreiche Services wie Ladeinfrastruktur, Lebenszyklusmanagement und das Nutzen erneuerbarer Energie“, sagt Chaves. Er fügt hinzu, dass solch eine Partnerschaft der Schlüssel sei, um den Wandel hin zur emissionsfreien Mobilität voranzutreiben.

Volkswagen Truck & Bus testet derzeit mit dem e-Volksbus den Prototyp eines Elektrobusses.

Erster E-Bus

Chaves sieht großes Potenzial für weitere batterieelektrische Produkte von VWTB. Aktuell testet das Unternehmen den e-Volksbus, den Prototypen eines elektrischen Busses. Bei seiner Entwicklung konnte das Unternehmen erneut auf das bewährte Konzept der partnerschaftlichen Unterstützung sowie auf die Modularisierungsphilosophie von TRATON zurückgreifen und so das emissionsfreie Produktportfolio von VWTB schnell und effizient erweitern. Mit Blick in die Zukunft freut sich Chaves auf die Möglichkeiten, die das neue TRATON Modular System bietet. Besonders bei den Batterien, beim Antrieb und bei Kontrollsystemen verspricht er sich enorme Vorteile für die Entwicklung neuer Fahrzeuge und damit letztlich auch für Kunden, die damit noch bessere Betriebsergebnisse erzielen und ihre Effizienz und Rentabilität erhöhen können. Südamerika sei allerdings ein Markt, in dem die Elektrifizierung länger dauern werde als in Europa. Um die Transformation hin zu weniger Emissionen trotzdem voranzutreiben, seien Biokraftstoffe als Übergangs- oder Nischenlösung eine Alternative. „Hier arbeiten wir eng mit unseren Kollegen von TRATON R&D zusammen“, so Chaves.

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