Mythen zu
E-Lkw
Wenn es um elektrische Lkw mit Batterien geht, halten sich immer noch hartnäckig einige falsche Vorstellungen. Wir räumen mit ein paar der gängigsten Mythen auf.
Mythos 1
Lkw mit Batterien haben zu wenig Reichweite und das Aufladen der Batterien dauert zu lang.
Fakt 1
Batterieelektrische Antriebe bieten heute schon mit nur einer Ladung ca. 400 Kilometer Reichweite. Ein Lkw auf der Langstrecke in Europa legt pro Tag durchschnittlich 500 Kilometer zurück. Zudem ist für den Fahrer nach 4,5 Stunden Fahrzeit eine Pause von 45 Minuten gesetzlich vorgeschrieben. Wenn der Fahrer seine Lenkpause zum Laden nutzt, dann stellt die Reichweite schon jetzt kein Problem dar. Dazu kommt, dass es bei der Entwicklung von Batterien noch viel Potenzial gibt, so dass in den nächsten Jahren bei der Reichweite und den Ladezeiten mit weiteren Fortschritten zu rechnen ist.
Heute
400 km
In der Zukunft
1.000 km
Mythos 2
Wegen des hohen Gewichts der Batterie können E-Lkw weniger Ladung transportieren.
Fakt 2
Heutige Batterien wiegen ungefähr vier Tonnen, abhängig von der jeweiligen Konfiguration. Das ist zwar etwa das Doppelte der Komponenten des Diesel-Antriebsstranges, die beim E-Lkw wegfallen. Da die EU aber zusätzlich zwei Tonnen Mehrgewicht für Nullemissionsfahrzeuge zulässt, entstehen je nach Achslastverteilung nur geringe bis gar keine Nutzlastverluste. Bei Volumenfracht oder Sammelladungsverkehr wird das zulässige Gesamtgewicht ohnehin nicht ausgenutzt, so dass dort die Batterie nicht weiter ins Gewicht fällt.
Eine Batterie wiegt
4 t
Mythos 3
Batterieelektrische Lkw verursachen bei ihrer Herstellung mehr CO2 als solche mit Dieselmotoren und können die Mehremissionen auch über ihre Nutzungsdauer nicht ausgleichen.
Fakt 3
Es stimmt zwar, dass E-Lkw bei ihrer Herstellung mehr CO2 verursachen als solche mit Dieselmotoren. Diesen Nachteil gleichen sie aber sehr schnell wieder aus, laut einer Studie von Scania schon nach 68.000 Kilometern, wenn man den EU-Energiemix von 2016 zugrunde legt – auf der Langstrecke entspricht diese Fahrleistung etwa einem halben Jahr.
Moderne Batterien sind aber nicht nur weit emissionsärmer in der Herstellung, sondern auch auf eine Gesamtfahrleistung von 1,5 Millionen Kilometer oder mehr ausgelegt – zugleich strebt die Industrie 100 % Grünstrom und sehr hohe Recyclingquoten an. Damit lassen sich die Gesamtemissionen über Herstellung und Nutzung nahezu auf null senken.
In der Zukunft
68.000 km
Mythos 4
Gerade in Zeiten steigender Preise für Elektrizität sind die Kosten für Strom als Antriebsenergie für Lkw zu hoch.
Fakt 4
Letztlich entscheiden die Gesamtenergiekosten pro Tonnenkilometer drüber, wie effizient ein Antrieb ist. Selbst bei hohen zukünftigen Preissteigerungen wird es effizienzbedingt wesentlich günstiger bleiben, Strom mittels einer Batterie als Antriebsenergie zu nutzen, als andere alternative Kraftstoffe. Wenn man die Gesamtkosten betrachtet, also die Total Cost of Ownership, sorgen zum Beispiel niedrigere Wartungskosten oder gesetzliche Anreize wie die Maut-Befreiung für weitere Kostenvorteile.
Mythos 5
Der Ansturm der E-Lkw wird das Stromnetz überlasten und es wird dadurch zusammenbrechen.
Fakt 5
E-Lkw werden meist zu Zeiten geladen, in denen sie das Stromnetz weniger belasten als gemeinhin angenommen. So erfolgen zum Beispiel viele Ladevorgänge über Nacht im Depot, wenn die Nachfrage nach Strom gering ist. Zugleich deckt sich der mittägliche Stopp an öffentlichen Schnellladern gut mit der Spitze im Solarstromangebot – an immer mehr Tagen im Jahr können Lkw als geografisch relativ homogen verteilte Abnehmer das Netz damit sogar entlasten oder Abschaltungen von Solaranlagen vermeiden. Ganz grundlegend sind batterieelektrische Antriebe im Vergleich zu anderen Nullemissionsantrieben wie Brennstoffzellen ungleich effizienter, brauchen also für dieselbe Leistung nur einen Bruchteil der Energie.
Mythos 6
Es lohnt sich nicht, auf Batterien zu setzen. Das Energiesystem der Zukunft wird auf grünem Wasserstoff basieren.
Fakt 6
Wasserstoff wird eine wichtige Rolle im Energiesystem der Zukunft spielen, aber nicht notwendigerweise in jeder Applikation. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis grüner Wasserstoff in ausreichenden Mengen verfügbar ist und es eine entsprechende Infrastruktur gibt. Bis dahin werden vor allem energieintensive Sektoren wie die chemische Industrie Wasserstoff nutzen, um ihre Klimaziele zu erreichen und oft auch günstiger an den Wasserstoff kommen als der Fernlastverkehr. Für diesen ist es effektiver und energiesparender, erneuerbaren Strom direkt in batterieelektrischen Lkw zu nutzen. Indirekt kann Wasserstoff aber auch hier eine Rolle spielen: zur Rekonversion in Strom während Spitzenlastzeiten, was fast immer kostengünstiger ist als die zeitlich undifferenzierte Nutzung im Lkw.
Mythos 7
Bis elektrische Nutzfahrzeuge Standard werden und flächendeckend zum Einsatz kommen, wird noch einige Zeit vergehen.
Fakt 7
Die Elektrifizierung ist schon im Gange und beschleunigt sich immer mehr. Zum einen entwickelt sich die Technologie rasant weiter, zum anderen erhöhen Nachhaltigkeitsziele von Kunden und gesetzliche Vorgaben den Druck auf Flottenbetreiber. In der EU muss der CO2-Ausstoß neuer schwerer Nutzfahrzeuge bis 2030 um 45 % sinken und bis 2040 sogar um 90 %. Entsprechend rasch werden die Marktanteile von Nullemissionsfahrzeugen ansteigen, und Batterien sind hier für die allermeisten Fälle die günstigste, schnellste und ökologischste Lösung.
CO2-Reduzierung
bis 2030
45 %
CO2-Reduzierung
bis 2040
90 %