Europaweit
laden
Elektromobilität ist bei Nutzfahrzeugen längst keine Zukunftsvision mehr, sie ist Teil der Gegenwart. Dafür hat die TRATON GROUP mit ihren Marken gesorgt. Doch solange es keine Ladeoptionen gibt, gibt es keine Käufer.
Mit der Beteiligung an dem Joint Venture Milence und der Gründung der neuen Dienstleistungsgesellschaft TRATON Charging Solutions treibt TRATON die Entwicklung der europäischen Ladeinfrastruktur voran. Kunden wie DHL Freight warten gespannt darauf, dass die nächsten Schritte zum Erfolg führen.
Die Zukunft der Antriebe im Transportsektor ist batterieelektrisch – davon ist man bei TRATON überzeugt. Für den Zeitraum von 2023 bis 2028 hat die TRATON GROUP Investitionen von mehr als 2 Mrd € für die Elektromobilität eingeplant. Die Marken Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus haben bereits einige E-Fahrzeuge in ihrem Sortiment. „Allein die fehlende Ladeinfrastruktur setzt dem Hochlauf der Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich derzeit noch ein Limit“, sagte Christian Levin, CEO der TRATON GROUP, beim Parlamentarischen Abend im Mai 2023, den TRATON gemeinsam mit ABB E-mobility in der schwedischen Botschaft in Berlin ausgerichtet hat. Bei diesem Event haben sich neben Levin Vertreter von Milence, DHL Freight sowie der deutschen und schwedischen Politik getroffen und intensiv die Frage zum Aufbau der Ladeinfrastruktur diskutiert.
Welchen Beitrag leistet TRATON dazu im Detail? 2022 hat die TRATON GROUP zusammen mit Daimler Truck und der Volvo Group das Joint Venture Milence gegründet, das bis zum Jahr 2027 europaweit mindestens 1.700 mit Ökostrom betriebene Ladepunkte errichten will. Die erste Ladestation wurde im Dezember 2023 im niederländischen Venlo eröffnet. Mit großer strategischer Bedeutung für den international Handel ist Venlo der optimale erste Standort für das Milence-Ladenetz. Zudem wurde eine weitere Vereinbarung mit dem Hafen Antwerpen-Brügge unterzeichnet, die die Entwicklung zwei Hubs mit 30 Ladebuchten für schwere Fahrzeuge bis Mai 2024 vorsieht. Beide Projekte tragen dazu bei, dem Markt positive Signale zu senden. Die Nachfrage ist schon jetzt hoch.
Um den Kunden ihrer Marken möglichst einfachen Zugang zu Ladestationen zu ermöglichen, hat die TRATON GROUP im Juni 2023 eine neue Dienstleistungsgesellschaft gegründet. TRATON Charging Solutions vernetzt Stationsbetreiber wie Milence, den ersten unter Vertrag genommenen Partner, und Mobilitätsdienstleister wie die Marken der TRATON GROUP. Die Dienstleistungsgesellschaft bietet Lademöglichkeiten aus einer Hand in aktuell zwölf europäischen Ländern an und ermöglicht gemeinsame Grundfunktionalitäten für MAN und Scania, die sie dann durch markenspezifische Zusatzleistungen für den optimalen Kundennutzen ergänzen können. Dr. Petra Sundström, Geschäftsführerin von TRATON Charging Solutions, erklärt: „Wir haben bereits Kapazitäten für Scania aufgebaut und setzen sie nun auch bei MAN ein. Mit diesem Projekt können wir die Kosten halbieren und Synergien erzielen – eine großartige Leistung.“
„Wir haben bereits Kapazitäten für Scania aufgebaut und setzen sie nun auch bei MAN ein. Mit diesem Projekt können wir die Kosten halbieren und Synergien erzielen – eine großartige Leistung.“
Dr. Petra Sundström, Geschäftsführerin von TRATON Charging Solutions
Dr. Petra Sundström hat Computer Engineering studiert. Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn arbeitete sie in der Forschung und übernahm anschließend 2014 die Rolle als Director Group Connectivity bei der Husqvarna Group. Im Jahr 2018 wechselte sie zu Sandvik und arbeitete zuerst als Head of Digital Business Development, Crushing and Screening und später als VP & Head of Digital Offering. Seit 2023 ist Sundström Geschäftsführerin von TRATON Charging Solutions.
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Wie unterstützt TRATON Charging Solutions den Wandel hin zur E-Mobilität in Europa?
Der Anbieter führt lokale Betreiber in einem System zusammen, verhandelt bessere Preise mit steigender Auslastung und wertet auch Pkw-Ladestationen aus, die sich möglicherweise für das Laden von Lkw eignen. So haben Lkw-Fahrer mehr Optionen, wo sie das Fahrzeug laden können. Sundström ist überzeugt: „Wenn es uns gelingt, diesen Umstieg auf Elektrofahrzeuge für Berufskraftfahrer zu ermöglichen, dann haben wir im Leben was Großes erreicht.“
„Wenn es uns gelingt, diesen Umstieg auf Elektrofahrzeuge für Berufskraftfahrer zu ermöglichen, dann haben wir im Leben was Großes erreicht.“
Dr. Petra Sundström, Geschäftsführerin von TRATON Charging Solutions
Gemeinsam arbeiten Milence und TRATON Charging Solutions daran, Zugang zu Ladestationen zu vereinfachen. Gleichzeitig setzen Spediteure darauf, mehr E-Fahrzeuge in ihre Flotten aufzunehmen. Für Uwe Brinks, CEO von DHL Freight, sind diese Fahrzeuge ein wichtiges Element der Dekarbonisierungsstrategie des Unternehmens. „Die Voraussetzung für den Erfolg dieser Technologie liegt jedoch darin, dass eine öffentliche Ladeinfrastruktur flächendeckend verfügbar ist“, erklärt er.
Ob Unternehmen wie DHL Freight auf Elektrofahrzeuge umsteigen, hängt von der Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur ab. Ihre Entscheidung bestimmt wiederum, ob die Aussicht auf mehr E-Lkw auf den Straßen, auf die Milence und TRATON Charging Solutions in ihren Verhandlungen setzen, zum Alltag wird. TRATON CEO Christian Levin brachte es beim Parlamentarischen Abend 2023 auf den Punkt: Alle Stakeholder brauchen die richtigen politischen Weichenstellungen und Rahmenbedingungen für ein europäisches Ladenetz. Nur so kann es langfristig Planungssicherheit geben und nur so kann Europa beim Erreichen der Klimaziele den nächsten Schritt gehen.
Drei Fragen an Anja van Niersen,
CEO von Milence
2022 wurde Milence gegründet – vor über einem Jahr. Wo stehen Sie heute?
Damals haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Zukunft des europäischen Straßentransports fossilfrei zu gestalten. Genauer gesagt wollen wir unsere Kunden zum Kauf von Elektro-Lkw ermutigen, denn mit uns können sie sich darauf verlassen, dass die Fahrzeuge europaweit laden und fahren können. Damit das gelingt, haben sich TRATON, Daimler Truck und Volvo zusammengeschlossen. Auch wenn die Marken sonst Wettbewerber sind, ist Milence ein Joint Venture nach EU-Recht, mit dem sichergestellt wird, dass alle drei Unternehmen als Anteilseigner zu den gleichen Bedingungen unsere Dienstleistung nutzen können.
Seitdem haben wir viel erreicht und unsere Kunden warten gespannt auf weitere Standorte neben unserem ersten Hub, den wir im Dezember 2023 im niederländischen Venlo eröffnet haben. Sie passen sogar ihre Routen an unsere künftigen Stationen an. Das zeigt, dass unsere Arbeit höchst relevant ist. Mit Blick auf 2024 geht es uns vor allem darum, noch enger mit den Marken, Transportunternehmen und Mobilitätsdienstleistern zusammenzuarbeiten, um die Lkw zu unseren Standorten zu lotsen. So können wir den Markt zum Laufen bringen.
Was sind die wesentlichen Herausforderungen beim Aufbau einer europäischen Ladeinfrastruktur und wie gehen Sie damit um?
Die überlasteten Stromnetze stellen die größte Herausforderung dar. Aktuell dürfen Netzbetreiber nach EU-Richtlinien erst dann die Anlage erweitern, wenn eine Anfrage oder ein Angebot vorliegt. Mit dem EU Action Plan for Grids geht es zwar in die richtige Richtung, die Regeln müssen aber zuerst in Kraft treten. Bis dahin passen wir unseren Ansatz an und kooperieren noch enger mit Netzbetreibern, um Netzanschlüsse in Reichweite von Standorten mit der höchsten Auslastung zu finden. Bürokratische Hürden sind ein weiteres Problem, da wir in Ländern wie Deutschland und den Niederlanden bis zu acht Monate auf Antwort warten müssen, ob und wann wir einen Netzanschluss bekommen.
Auch die Verfügbarkeit von Flächen für Ladestationen ist aufgrund des Mangels an Parkplätzen an den Autobahnen in Europa problematisch. Da wir den Platzmangel nicht noch weiter verschärfen wollen, bauen wir unsere Stationen etwas abseits der Autobahnen, wo es Standorte für Logistikzentren und ausreichend Strom gibt. So können wir die passenden Flächen und den passenden Netzanschluss für das passende Zweck verwenden, und zwar in einem Gebiet mit vielen Einsatzmöglichkeiten. Davon profitieren wir alle.
Gibt es neben der Ladeinfrastruktur noch weitere Faktoren, die für den Erfolg von Milence entscheidend sind?
Menschen. Menschen als Ressourcen sind enorm wichtig. Zum Beispiel gibt es aktuell einen Fahrermangel, sodass wir künftig mehr Lkw-Fahrer brauchen. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Fahrer wohl und sicher fühlen und dass wir ihre Bedürfnisse genau abdecken. Deshalb werden unsere Standorte sichere und überwachte Gebiete sein, die speziell für Lkw-Fahrer und ihre Bedürfnisse konzipiert werden: Alle Stationen sind mit ausreichend Toiletten, Duschen und Anlagen ausgestattet. An den größeren Standorten wird es sogar Waschmaschinen für Fahrer geben, die länger unterwegs sind.
Allgemein muss man die Bedürfnisse der Menschen verstehen, wenn man den Markt verändern möchte, so wie wir es tun: Was treibt sie an, was bereitet ihnen Sorgen, wo können wir ihre Motivation am besten einsetzen? Das ist es auch, was eine gute Führungspersönlichkeit ausmacht – einzelne Teams bei individuellen Aufgaben unterstützen und gleichzeitig das große Ganze im Blick behalten. Bei Milence arbeiten mehr als 30 Nationalitäten zusammen und sie alle haben eines gemeinsam: Sie trauen sich, die nächsten Schritte zu gehen und sind motiviert, etwas zu bewegen. Und genau solche Leute brauchen wir.
„Man muss die Bedürfnisse der Menschen verstehen, wenn man den Markt verändern möchte, so wie wir es tun.“
Anja van Niersen, CEO von Milence
Anja van Niersen studierte Psychologie und arbeitete zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn in der IT-Organisation, Marktforschung und im Vertrieb bei BSO, später Atos. Danach wechselte sie in die Energiebranche und übernahm die Führung der Produktentwicklung bei Alliander. 2013 gründete sie Allego und leitete das Unternehmen von 2013 bis 2021, zuerst als Management Director und anschließend als CEO und Vorstandsvorsitzende. Seit 2022 ist van Niersen CEO von Milence.